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Der Krieg in der Ukraine setzt sich mit all seinen negativen Auswirkungen auf große Teile der Welt fort. Nichtsdestotrotz gehen auch die Akte der Desertation und Fahnenflucht weiter, die, wenn sie sich verbeiten, ein Ende des Krieges herbeiführen könnten. Anarchist*innen aus Zentraleuropa veröffentlichen deshalb diesen Aufruf zur Organisierung von aktiver Unterstützung von Deserteuren. Wo wir auch leben, lasst uns jeden Tag zu einem Tag der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse und des Widerstands gegen den Krieg machen. Lasst uns uns am Arbeitsplatz, in den Schulen und auf den Straßen organisieren, um den Einfluss von Desertationen zu stärken. Lasst uns für würdige Lebensbedingungen aller kämpfen, die sich weigern zu Kanonenfutter im zwischen-imperialistischen Krieg zu werden.
Mindestens 200.000 Menschen fliehen aus Russland, um Putins militärischer Mobilmachung zu entrinnen und zehntausend weitere versuchen, die Mobilisierung in der Ukraine zu vermeiden. Nichtsdestotrotz gibt es einige Stimmen, die behaupten, dass „die Zahl der Deserteure so vernachlässigbar ist dass es seltsam wäre, überhaupt darüber zu reden.“ Diesen zynischen Versuche Menschen „unsichtbar zu machen“, die sich dazu entscheiden, nicht in der Armee zu dienen, sich abzusetzen oder aus politischen Gründen zu emigrieren, muss etwas entgegengesetzt werden. Ihre Stimmen müssen vernommen werden und sie müssen praktisch unterstützt werden.
Anti-Kriegsreden haben bislang nicht die subversive Kraft, die sie brauchen, um den Krieg zu stoppen. Daher ist es nötig Bedingungen zu schaffen, die es anderen Menschen leichter machen, über eine Desertation nachzudenken und diese Reflektion schließlich in die Tat umzusetzen. Es geht nicht darum, sich zwischen die Frontlinien aus Panzern der beiden Armeen zu stellen und zu glauben, dass das dazu führen würde, dass die Soldat*innen ihre Waffen niederlegen würden. Es geht darum, auf einer internationalen Ebene jene Bedingungen zu erreichen, die sicherstellen, dass Deserteure sicher desertieren können und in einem anderen Land leben können, ohne das Risiko von Verfolgung und sozialer Stigmatisierung eingehen zu müssen.
Gegenwärtig können Gegner*innen des Krieges aus Russland und der Ukraine beinahe nirgendwo hin gehen. Sie sind von ihren „eigenen“ Regierungen zwischen den nationalen Grenzen gefangen, während sich benachbarte Länder weigern, sie aufzunehmen und ihnen angemessene materielle Lebensumstände zu ermöglichen. Wenn die Wahl der Menschen darauf beschränkt bleibt, „entweder gezwungen zu werden, in der Armee zu dienen oder verfolgt zu werden“, können wir kaum einen Anstieg hinsichtlich der Deserteure erwarten. Es ist notwendig die Öffnung der Grenzen nicht nur für zivile Flüchtlinge zu erwirken, sondern auch für die Deserteure der Armeen beider Seiten der Frontlinie. Genau das ist es, was die Dynamiken des Krieges entscheidend zu schwächen vermag.
Allerdings wird dies niemals durch Verhandlungen mit den verschiedenen Regierungen erreicht werden, die bloß die lokalen Handlanger*innen des weltweiten kapitalistischen Staates sind und genausowenig wird dies von einem sozialdemokratischen Aufruf erreicht werden „Zugeständnisse im Bereich der Migrationspolitik zu machen“. Unsere einzigen Waffen als Proletarier*innen im Klassenkampf sind die Mobilisierung auf den Straßen, die Sabotage der Wirtschaft und die direkte Aktion gegen den anhaltenden Krieg … Dann, und nur dann, lässt sich die verängstigte herrschende Klasse dazu zwingen, nachzugeben, was für uns niemals ein Ziel des Kampfes ausmachen wird, sondern bloß eine Gelegenheit, aus der neue Angriffe gegen diese ganze Welt des Elends und Krieges gestartet werden müssen …
Schließlich sind die Proklamationen von Politiker*innen, die die Aggressionen der russischen Armee kritisieren ein Ausdruck der Heuchelei, da sie sich weigern die materiellen Bedingungen und Ressourcen zu schaffen, die die Menschen benötigen, die sich weigern, in der Armee zu dienen. Und ganz nebenbei bemerkt, wie und warum solten sie als geschätzte Repräsentant*innen der bourgeoisen Ordnung auch anders handeln!? Es ist notwendig, beständig gegen Putins Angriffe zu stehen, ebenso wie gegen die Staatsmänner anderer Länder, die es der Armee durch ihre eigene Politik erlauben, ihr Kriegspotenzial zu wahren. Es sind die Regierungen der Länder in denen wir leben, die es effektiv erschweren zu desertieren und die dadurch zur Fortsetzung des Krieges beitragen.
Diejenigen, denen es darum geht, Leben zu retten, sollten darüber nachdenken, wie sich die Kampffähigkeit der Armeen schwächen lässt, wie sich Soldat*innen von den Frontlinien abziehen lassen, wie sie dazu gebracht/es ihnen ermöglicht werden kann, nicht zu gehorchen, wie sie dazu motiviert werden können, ihre Waffen gegen jene zu richten, die sie zwingen, in den Krieg zu ziehen. Lasst uns darüber nachdenken und direkte Aktionen organisieren, die diese Überlegungen in konkrete Resultate zu verwandeln mögen.
Einige Anarchist*innen aus Zentraleuropa (November 2022)